Werner Grote, bis 2013 Schulleiter am UG und Lehrer für Deutsch und Biologie, hat sich nach seiner Pensionierung intensiv mit dieser Frage befasst und hat dafür die zunehmende gezielte Lenkung der öffentlichen Sprache allgemein und insbesondere die Sichtbarwerdung dieser Steuerung in der lokalen Presse mit wissenschaftlichem Anspruch untersucht.
Das Thema passt zur Unterrichtsreihe „Kommunikation im politisch-gesellschaftlichen Kontext“ in der Q2 in idealer Weise, haben sich die Schülerinnen und Schüler doch zuvor auch mit zahlreichen sprachlichen Phänomenen der heutigen Zeit intensiv beschäftigt.
So war es naheliegend, Herrn Grote einzuladen, eine Doppelstunde lang von seiner spannenden Arbeit und den bisherigen Ergebnissen zu berichten, aber an zwei Terminen auch sehr konkret mit den Deutsch-Grundkursen von Frau Bieker und Herrn Jura zu arbeiten, wofür Herr Grote Aufgaben und entsprechendes zu untersuchendes Beispielmaterial aus der damaligen Presse vorbereitet hatte.
So entdeckten die Schülerinnen und Schüler etwa, dass schon lange vor dem tatsächlichen Kriegsbeginn 1939 militärische Begriffe wie „Schlacht“ , „Kampf“ , „Front“ in viele Bereiche des zivilen Lebens übernommen und zu Schlüsselwörtern der öffentlich verwendeten Sprache wurden. Herr Grote wusste zu berichten, wie man zentral aus dem Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda unter Leitung von Joseph Goebbels bis in die deutsche Provinz hinein die Manipulation der Menschen über den bestimmten Wortgebrauch betrieb und so auf die Unterstützung der Ziele der Nationalsozialisten durch die Bevölkerung Schritt für Schritt, aber sehr gezielt, hinarbeitete.
Im Verlauf der Stunde wurde so eindrucksvoll deutlich, wie schwierig es seinerzeit gewesen sein mag, dieser täglichen Manipulation zu widerstehen, selbst wenn man es wollte. Welche Macht Sprache für die Meinungsbildung Einzelner und für den öffentlichen Diskurs (auch heute!) hat, wurde hierbei anschaulich und in durchaus erschreckender Weise deutlich.
Der analytische Blick in die Geschichte zeigt einmal mehr, wie denkwürdig die gewonnenen Erkenntnisse für die Beurteilung und Mitgestaltung unserer Gegenwart sind.
(Dr. Guido Jura)