Die Tische für die Teilnehmerinnen sind schlicht gestaltet: ein Päckchen weißes Papier, ein Bleistift, einen Anspitzer – mehr braucht es nicht für das Schreiben eigener Hoffnungsgeschichten – fast nicht: gute Anregungen und hilfreiche Hinweise für die Gestaltung von Texten hat Susanne Niemeyer natürlich auch dabei.
Die Ankündigung der Veranstaltung „Mehr Licht! Hoffnungsgeschichten schreiben“ lockt Lehrerinnen, Gemeindereferentinnen und weitere Interessierte zu einer besonderen kreativen Auszeit: „Fünf Brote, zwei Fische, einmal übers Wasser gehen. Die biblischen Autor*innen wussten, wie man von Hoffnung erzählt. Und wir? Was sind unsere eigenen Hoffnungsgeschichten? In dieser Schreibwerkstatt spielen wir mit biblischen Texten, finden überraschende Zugänge und setzen auf die Kraft des Humors. Wir erzählen statt zu erklären und machen die Welt zu einem Möglichkeitsraum.“ heißt es dort.
Zu Beginn stellt die Leiterin der Veranstaltung Dr. Heike Bee-Schroedter aus der Abteilung Schulpastoral fest: Als wir die die Veranstaltung 2023 mit diesem thematischen Schwerpunkt planten, ahnten wir noch nicht – wie aktuell wir damit 2025 sein würden – im Heiligen Jahr, das unter dem Titel „Pilger der Hoffnung“ genau diese christliche Haltung hervorhebt.
Susanne Niemeyer lässt die Teilnehmerinnen gleich zu Beginn einmal zusammenstellen: Was meint dieser abstrakte Begriff „Hoffnung“ konkret für mich? In welchem selbst erlebten Moment, in welchem Gegenstand oder Naturphänomen zeigt er sich für mich?
Die Bleistifte flitzen übers Papier, Listen entstehen. Und dann die Aufforderung: Warum ist das genau ein Bild für Hoffnung für Euch? Schreibt einen Text dazu!
Anschließend lesen die Teilnehmerinnen in Kleingruppen ihre Erzählungen vor – erhalten von den anderen Teilnehmerinnen Resonanz: interessiert an den Texten der anderen – und immer mit einem wertschätzenden Feedback.
In den beiden kommenden Tagen vertiefen die Frauen ihre Schreiberfahrungen, lassen sich auf unterschiedliche Schreibaufträge und -experimente ein: entwickeln eigene Erzählungen zu ungewöhnlichen Halbsätzen wie: „Als alles Gold zu Brot wurde…“ oder „Als Judas in einer Talkshow sitzt….“ Oder „Als Frau Meckelbach aufersteht…“. Ein weiterer spannender Schreibauftrag: Die Kar- und Ostererzählung aus der Perspektive einzelner Protagonisten zu verfassen: aus der Sicht Maria aus Magdala, den Wächtern am Grab, aus der Perspektive des Petrus….
Die Zeit zum Schreiben wird jeweils von Susanne Niemeyer vorgegeben: 60 Minuten lang können sich die Teilnehmerinnen in das Verfassen der Texte hineinvertiefen. Phantasie ist gefragt, ebenso eine Perspektivübernahme in die Erzählfiguren: Was haben sie gedacht? Wie haben sie sich gefühlt? Um einen Erzählfluss aufs Papier zu bringen, gibt uns die Referentin den Rat, sich immer zu fragen: Und dann? Wie geht es weiter?
Die Handlung entwickelt sich tatsächlich wundersamerweise erst beim intensiven Schreiben selbst. Eine Teilnehmerin formuliert abschließend ihre Schreiberfahrungen so: „Ich habe nicht geschrieben – ich wurde geschrieben. Die Gedanken flossen einfach aus mir heraus. Ich kam ich einen Flow. Eine wunderbare und erstaunliche Erfahrung.“
„Die konkreten und überschaubaren Zeitvorgaben waren gut: Hemmungen zu schreiben konnten so gar nicht erst entstehen.“ formulierte eine andere Teilnehmerin bei der Reflexion leicht verschmitzt.
Und warum ist nun der Eisberg ein Bild für Hoffnung für mich? „Die Spitze des Eisbergs zeigt mir: Da gibt es unsichtbar noch so viel mehr, das ist noch längst nicht alles, was (mich) trägt!“
Verfasst von Dr. Heike Bee-Schroedter