Der von den Schülern entwickelte Actionbound-Rundgang startet am früheren Standort der Synagoge in Paderborn, wo sich heute ein Mahnmal befindet, mit dem an die Verfolgung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung Paderborns während der Zeit des Nationalsozialismus erinnert wird. Die Schüler zeigen durch Archivfotos die Zerstörung der Synagoge in der Reichspogromnacht 1938 und bringen mit einer Audio-Datei einen fiktiven Tagebucheintrag eines Paderborner Juden zu Gehör.
Am Bahnhof Kasseler Tor informieren die Actionbound-Macher der St. Michael Realschule, dass in der Zeit des Nationalsozialismus von hier aus die meisten Paderborner Juden deportiert wurden. Auch das frühere Jüdische Waisenhaus bildet eine Station auf dem Rundgang durch Paderborn. Exemplarisch werden in der Innenstadt die Schicksale der Familien Kosses, Rose, Kahn, Steinheim, Herzheim, Rosenbaum vorgestellt. Jeder einzelne Beitrag informiert über das historisch Geschehene und geht gleichzeitig dadurch, dass die Schüler einzelnen Personen noch einmal „ihre Stimme“ geben, emotional „unter die Haut“.
Schüler der Realschule St. Michael haben im Religionsunterricht eine Multimedia-Stadtführung zu „Jüdischen Spuren in Paderborn“ entwickelt. Sie laden Interessierte zum „Mitgehen“ und „Miterleben“ ein. Der von der Jungenklasse in der Jahrgangsstufe 9 entwickelte Actionbound, den man mit dem Smartphone individuell nutzen kann, führt zu Erinnerungsorten jüdischen Lebens in Paderborn. Er informiert, wie jüdische Bürgerinnen und Bürger sowohl in der Zeit des Nationalsozialismus als auch im 19. Jahrhundert gelebt haben und wie ihr Leben nach 1945 weiter gegangen ist. Archivfotos sowie Audios mit von den Schülern selbst verfassten fiktiven Texten sind mit dem Handy zugänglich und eröffnen vielschichtige Erfahrungen. Der Actionbound steht Einzelpersonen und Gruppen – auch Schulklassen – kostenfrei zur Verfügung und ermöglicht einen individuellen Stadtspaziergang auf historischen Spuren jüdischen Lebens in Paderborn.
Dass der Religionsunterricht an der Realschule St. Michael in Paderborn informativ, spannend und lebensnah ist, das erfahren und wissen die Schülerinnen und Schüler der vom Erzbistum Paderborn getragenen Schule in der Regel. Dass allerdings „Reli“ zudem modern, technisch-digital und für andere Menschen relevant und erhellend ist, das haben die Realschüler in der Jahrgangsstufe 9 in dem Actionbound-Projekt erlebt: Gemeinsam mit ihrer Religionslehrerin Katharina Frewer und mit der Referentin Kathrin Sauerwald vom Bereich Schule und Hochschule des Erzbischöflichen Generalvikariats entwickelte die Jungenklasse einen Multimedia-Stadtspaziergang zu „Jüdischen Spuren in Paderborn“.
„Mit der von den Schülern erarbeiteten Führung können sich Interessierte eigenständig auf den Weg machen, sie werden geführt und entdecken Orte, erhalten Informationen und tauchen in einzelne Familienschicksale ein. Dabei verleihen die Schüler an wichtigen Erinnerungsorten durch fiktive Texte Jüdinnen und Juden eine Stimme und regen durch Impulsfragen zum Nachdenken an“, erklärt die für das Actionbound-Projekt verantwortliche Referentin im Bereich Schule und Hochschule des Generalvikariats, Kathrin Sauerwald.