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Schule und Hochschule im Erzbistum Paderborn
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© Jon Tyson@unsplash.com

Gottes Wort macht Schule. Interview zum vierten Sonntagsevangelium der Fastenzeit

Fastenzeit – eine geschenkte Zeit um innezuhalten, sich neu auszurichten und umzukehren.
Dazu braucht es immer wieder Inspirationen und eine Orientierung an Gottes Wort.
Unsere Impulse möchten Sie dazu anregen:
Zu Beginn jeder Fastenwoche präsentieren wir Ihnen auf unserer Homepage ein neues Interview, in dem das Evangelium des jeweiligen Fastensonntags die Gesprächsgrundlage ist:
Unsere Gesprächspartnerinnen und -partner stammen aus verschieden Bereichen der Schulpastoral, leben in verschiedenen Orten des Bistums, sind jung und älter. Gemeinsam ist ihnen ihr Interesse an Gottes Wort für ihr Leben.
So macht Gottes Wort Schule.

Evangelium des vierten Fastensonntags: Lk 15,1-3.11-32

Alle Zöllner und Sünder kamen zu ihm, um ihn zu hören. 2 Die Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten sich darüber und sagten: Dieser nimmt Sünder auf und isst mit ihnen. 3 Da erzählte er ihnen dieses Gleichnis und sagte:

Weiter sagte Jesus: Ein Mann hatte zwei Söhne. 12 Der jüngere von ihnen sagte zu seinem Vater: Vater, gib mir das Erbteil, das mir zusteht! Da teilte der Vater das Vermögen unter sie auf. 13 Nach wenigen Tagen packte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land. Dort führte er ein zügelloses Leben und verschleuderte sein Vermögen. 14 Als er alles durchgebracht hatte, kam eine große Hungersnot über jenes Land und er begann Not zu leiden. 15 Da ging er zu einem Bürger des Landes und drängte sich ihm auf; der schickte ihn aufs Feld zum Schweinehüten. 16 Er hätte gern seinen Hunger mit den Futterschoten gestillt, die die Schweine fraßen; aber niemand gab ihm davon. 17 Da ging er in sich und sagte: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben Brot im Überfluss, ich aber komme hier vor Hunger um. 18 Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt. 19 Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein; mach mich zu einem deiner Tagelöhner! 20 Dann brach er auf und ging zu seinem Vater. Der Vater sah ihn schon von Weitem kommen und er hatte Mitleid mit ihm. Er lief dem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn. 21 Da sagte der Sohn zu ihm: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein.[1] 22 Der Vater aber sagte zu seinen Knechten: Holt schnell das beste Gewand und zieht es ihm an, steckt einen Ring an seine Hand und gebt ihm Sandalen an die Füße! 23 Bringt das Mastkalb her und schlachtet es; wir wollen essen und fröhlich sein. 24 Denn dieser, mein Sohn, war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden. Und sie begannen, ein Fest zu feiern. 25 Sein älterer Sohn aber war auf dem Feld. Als er heimging und in die Nähe des Hauses kam, hörte er Musik und Tanz. 26 Da rief er einen der Knechte und fragte, was das bedeuten solle. 27 Der Knecht antwortete ihm: Dein Bruder ist gekommen und dein Vater hat das Mastkalb schlachten lassen, weil er ihn gesund wiederbekommen hat. 28 Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater aber kam heraus und redete ihm gut zu. 29 Doch er erwiderte seinem Vater: Siehe, so viele Jahre schon diene ich dir und nie habe ich dein Gebot übertreten; mir aber hast du nie einen Ziegenbock geschenkt, damit ich mit meinen Freunden ein Fest feiern konnte. 30 Kaum aber ist der hier gekommen, dein Sohn, der dein Vermögen mit Dirnen durchgebracht hat, da hast du für ihn das Mastkalb geschlachtet. 31 Der Vater antwortete ihm: Mein Kind, du bist immer bei mir und alles, was mein ist, ist auch dein. 32 Aber man muss doch ein Fest feiern und sich freuen; denn dieser, dein Bruder, war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden.

(Einheitsübersetzung 2016)

 

„Gerade für die Schulsozialarbeit hat dieses Gleichnis insofern eine äußerst wichtige Bedeutung: Es motiviert mich, mich in bedingungslosem Verzeihen zu üben, auch in den Situationen, in denen mein Herz sich punktuell verhärtet. Denn nur so ermögliche ich meinem Gegenüber eine Reaktion auf Augenhöhe und dadurch die Chance, selber „menschlicher“ zu werden.“

 

Tanja Krajewski, Schulsozialarbeiterin in Meschede

Fünf Fragen an Tanja Krajewski

Redaktion

1. Wer bist du und welche Aufgabe hast du in deinem schulischen Aufgabenbereich?

Tanja Krajewski

Mein Name ist Tanja Krajewski und ich bin seit 10 Jahren Schulsozialarbeiterin am Gymnasium der Benediktiner in Meschede. Schwerpunkt meiner Arbeit ist die Beratung in Konflikt- und Krisensituationen und die Präventionsarbeit.

Redaktion

2. Welcher Gedanke oder welcher Vers des Sonntagsevangeliums spricht dich besonders an?

Krajewski

„Er lief dem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn.“ (Lk 15,20)
Mich berührt das Verhalten des Vaters in diesem Vers sehr – dieses bedingungslose Verzeihen der Taten des „verlorenen“ Sohnes, dieses „Nicht hören brauchen“ einer Entschuldigung, das Begegnen auf Augenhöhe, gepaart mit einer Geste der Zuneigung. Der Sohn hat bei seiner Rückkehr wahrscheinlich mit dem gegenteiligen Verhalten des Vaters gerechnet und sich auf endlose Vorwürfe und „Moralpredigten“ eingestellt – stattdessen wird er mit bedingungsloser Liebe empfangen.

Redaktion

3. Welches Bildmotiv oder welches Foto verbindest du mit dem Evangeliumstext?

Krajewski

Ich verbinde mit dem Text ein Bild, das Weite ausdrückt. Die Weite im Herzen, die es braucht, um aufrichtig verzeihen und bedingungslos lieben zu können.

© shutterstock.com
Redaktion

4. Ist der Evangeliumstext bedeutsam für deine Arbeit? Kannst du hier Bezüge herstellen?

Krajewski

Er hat eine große Bedeutung für meine Arbeit. Viele Fragen des hier angesprochenen zwischenmenschlichen Verhaltens begegnen mir in der Schule tagtäglich und die Auseinandersetzung damit ist richtungsweisend für mein pädagogisches Handeln und meine Beratungstätigkeit:

  • Wie gehen wir mit Schülerinnen und Schülern um, die sich nicht entsprechend den Werten der Gemeinschaft verhalten?
  • Warum erleben wir ein Verhalten als ungerecht und wie gehen wir damit um?
  • Können wir selbst „Schuld“ eingestehen und aufrichtig um Verzeihung bitten?
  • Wie gut können wir verzeihen und jemandem eine neue Chance geben?
  • Wie reagieren wir darauf, wenn jemand aufrichtig bereut und sich entschuldigt? Feiern wir das wie im Evangelium?

Besonders herausfordernd wird das Evangelium für mich, wenn ich mit Schülerinnen und Schülern spreche, die Verhaltensweisen zeigen, mit denen sie anderen aus der Gemeinschaft Leid zufügen und dieses nicht erkennbar „bereuen“, die noch im „Lebemensch-Modus“ des jüngeren Bruders sind:

  • Mit welcher Haltung begegne ich ihnen?
  • Kann ich sie immer wieder mit „offenen Armen“ empfangen?
  • Wann gilt es, die anderen der Gemeinschaft zu schützen und im äußersten Fall sogar jemanden aus der Gemeinschaft auszuschließen?

Gerade für die Schulsozialarbeit hat dieses Gleichnis insofern eine äußerst wichtige Bedeutung: Es motiviert mich, mich in bedingungslosem Verzeihen zu üben, auch in den Situationen, in denen mein Herz sich punktuell verhärtet. Denn nur so ermögliche ich meinem Gegenüber eine Reaktion auf Augenhöhe und dadurch die Chance, selber „menschlicher“ zu werden.

Ganz getreu unserem Schulmotto: „Dilatato corde, Humanitas exhibeatur – Mit weitem Herzen Menschsein möglich machen.“

Redaktion

5. Welchen Gedanken nimmst du dir aus dem Fastenevangelium für die kommende Woche mit?

Krajewksi

Ich werde darüber nachdenken, mit welchem Ritual wir passend zum Schulsetting einer „Rückkehr in die Gemeinschaft“ die verdiente Bedeutung geben können.

Kontakt
schuleundhochschule@erzbistum-paderborn.de
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